BIATHLON-STAR SPRICHT üBER MAGERSUCHT-„WETTBEWERB“ IN IHREM TEAM: WER WENIGER ISST, GEWINNT

Tiefe Einblicke

Biathlon-Star spricht über Magersucht-„Wettbewerb“ in ihrem Team: Wer weniger isst, gewinnt

Im Zenit ihrer Karriere kämpfte Biathletin Elisa Gasparin nicht nur gegen ihre Rivalinnen. Die größte Herausforderung stellte ein heimlicher Feind dar.

München – Im Sport entscheiden oftmals kleine Details über Sieg oder Niederlage. In der Saisonvorbereitung oder im Training vor einem Großevent gehen Athleten daher teils bis an die Belastungsgrenze, um die letzten Körner herauszuholen. In vielen Fällen wird diese Grenze allerdings auch überschritten. Diese Erfahrung machte Biathletin Elisa Gasparin vor den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi und berichtet ganz offen über ihre Magersucht.

Biathlon-Star Gasparin spricht offen über Magersucht

„Wir blickten gegenseitig auf unsere Teller: Wer isst wann, was und wie viel? Quasi ein Wettbewerb, dass ich weniger auf dem Teller habe als du“, berichtet Gasparin im Interview mit der Aargauer Zeitung über die damalige Situation im Schweizer Team vor Olympia.

Die Vorbereitung auf die Winterspiele in Russland sei daher „richtig schlimm“ gewesen, so die heute 32-Jährige, die zuletzt Biathlon-Kollege Christian Gow zum überraschenden Karriereende beglückwünschte.

Gasparin über Essstörung: „Eigentlich müsste ich jetzt essen, aber ich will nicht“

Gasparin gewährt einen besorgniserregenden Einblick in den Teufelskreis, in dem sie sich zu dieser Zeit befand. „Wenn ich im Training Hunger bekam, dachte ich, eigentlich müsste ich jetzt essen, aber ich will nicht“, sagt der Biathlon-Star in dem Gespräch mit der Schweizer Tageszeitung.

Gefühlt rund um die Uhr geisterte damals nur ein Gedanke im Kopf der Athleten: Wie kann ich mein Körpergewicht reduzieren, um somit im Wettkampf weniger Kraft aufwenden zu müssen? „Immer mit dem Ziel, noch mehr zu minimieren“, erzählt Gasparin, deren Schwester Selina auch nach ihrer Karriere dem Biathlon treu geblieben ist.

Gasperin erreicht 2015 den Tiefpunkt

Der ungesunde Weg zur Magersucht war dementsprechend kurz. Den Tiefpunkt erreichte die Schweizerin dann 2015 während eines Trainingslagers. Aufgrund totaler Erschöpfung war sie nicht mehr imstande, Leistung zu bringen.

Allein der Weg ins Bad wurde zur Herausforderung, wie Gasparin im besagten Interview erklärt. „Ich brauchte eine Stunde, um überhaupt genügend Energie zu finden, es ins Badezimmer zu schaffen“.

Magersucht führte bei Gasperin zur totalen Erschöpfung

Ihre Krankheit zwang sie schlussendlich dazu, die Saison im Frühjahr abzubrechen und eine Auszeit zu nehmen. Eine Reise nach Mexiko soll der Olympia-Teilnehmerin von 2014 und 2018 dann glücklicherweise die Augen geöffnet haben.

Dort nahm sie sich zur Aufgabe, wieder deutlich an Gewicht zuzunehmen. Ihr Ziel: Vom Tiefpunkt der Magersucht wegzukommen und die Erkenntnis zu erlangen, „dass der Hunger dein größter Freund ist.“

Hilfe bei Essstörung

Eine Essstörung wie Anorexie, Bulimie oder Binge-Eating ist eine ernsthafte Krankheit, die nicht nur die Erkrankten selbst belastet. Weitere Tipps und Hilfen, auch für Angehörige, gibt es auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Gasperin kann Magersucht-Krankheit schlussendlich besiegen

Anschließend nahm sich das Biathlon-Ass professionelle Hilfe und besuchte das Schweizer Institut für Ernährungsdiagnostik in Winterthur. Am Ende schaffte sie die Wende und besiegte die Krankheit.

„Ich habe es innerhalb von wenigen Monaten geschafft, vom Zustand, wo ich 24 Stunden nur ans Essen dachte, in einen Alltag zu kommen, wo ich am Abend nicht mehr weiß, was ich am Morgen gegessen habe“, berichtet die Athletin im Gespräch mit der Aargauer Zeitung. (kus)

2024-04-23T18:07:45Z dg43tfdfdgfd