JAN-LENNARD STRUFF: DER LANGE WEG ZUM ERSTEN EINZELSIEG BEI DER ATP-TOUR

Tennisprofi Jan-Lennard Struff gelang nach mehr als zehn Jahren auf der ATP-Tour der erste Einzelsieg. »Hat bei mir eben alles ein bisschen länger gedauert«, sagt er. Wie könnte es weitergehen?

Jan-Lennard Struff schlug die gelbe Filzkugel über dem Kopf ins gegnerische Feld, rutschte ein Stück über den roten Belag, dann, endlich, war es vollbracht. Er breitete die Arme aus, ein Grinsen im Gesicht, rückte die nach hinten gedrehte Schirmmütze zurecht, sein Markenzeichen, und ging vor, ans Netz.

Konnte das wirklich sein? Jan-Lennard Struff, Einzelturniersieger auf der ATP-Tour? Nach zuvor 217 sieglosen Turnieren? Nach mehr als zehn auf der Profitour? Und ja, es war tatsächlich passiert: Der 34-Jährige feierte mit dem Finalsieg gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz seinen ersten Einzel-Triumph in der ersten Liga der Profis. Und das bei einem deutschen Turnier in München.

DER SPIEGEL fasst die wichtigsten News des Tages für Sie zusammen: Was heute wirklich wichtig war - und was es bedeutet. Ihr tägliches Newsletter-Update um 18 Uhr. Jetzt kostenfrei abonnieren.

»Absolut verrückt, es fühlt sich sehr gut an. Emotional war das ein wichtiger Sieg für mich«, sagte Struff nach seinem Triumph auf dem Center Court: »Ich habe so lange auf diesen Turniersieg gewartet.«

2012 beim Mercedes-Cup in Stuttgart hatte er sein erstes Spiel auf der ATP-Tour bestritten, damals im Doppel. In dieser Konkurrenz hat Struff bereits vier Titel gewonnen, doch im Einzel gab es bislang nur Finalteilnahmen: 2021 verlor er in München gegen Nikolos Bassilaschwili, im Mai 2023 unterlag er in Madrid Carlos Alcaraz und einen Monat später in Stuttgart Frances Tiafoe.

Bei seinem ersten Sieg rang er eine Reihe namhafter Gegner nieder: Neben Fritz im Finale besiegte Struff auch Jungstar Holger Rune aus Dänemark sowie den kanadischen US-Open-Halbfinalisten von 2021, Félix Auger-Aliassime. »Ich habe Superspieler geschlagen, unglaublich«, sagte Struff.

Im vergangenen Jahr war er zwischenzeitlich die deutsche Nummer eins im Tennis gewesen, bedingt durch die Verletzungspause des Olympiasiegers Alexander Zverev. Mittlerweile ist dieser Fünfter, Struff liegt auf Platz 24.

Seine Karriere beschrieb Struff im SPIEGEL einmal so: »Mein Weg ist immer ungewöhnlich gewesen. Ich war in der Jugend nicht so gut. Nach der Schule habe ich gedacht: Ich versuch es mal ein Jahr. Aber ich wusste nicht, ob es reichen würde. Jedes Jahr habe ich mir neue Ziele gesteckt, Ziele erreicht. Hat bei mir eben alles ein bisschen länger gedauert.«

Nun stehen bald die French Open an (20. Mai bis 9. Juni), Struffs Lieblingsturnier. »Als Kind, mit 15 oder so, bin ich mit meiner Mutter nach Paris gefahren, morgens hin, blaugemacht, im Auto gepennt, weil alle Hotels voll waren«, erzählte er vor Kurzem. Ob in diesem Jahr der Titel drin ist? Schwer zu glauben.

Aber Struff wird ja mal träumen dürfen.

2024-04-25T13:31:25Z dg43tfdfdgfd