FC BAYERN: DIESE SIEBEN TRAINER SIND ALS BAYERN-COACH IM GESPRäCH

Die Münchner Trainersuche zieht sich hin, inzwischen schlägt sich sogar Felix Magath selbst vor. Welche Namen als mögliche Tuchel-Nachfolger gehandelt werden – der Überblick.

Es wäre die Pointe der Saison, wenn Thomas Tuchel am 1. Juni mit dem FC Bayern doch noch einen Titel gewinnen würde und dann bei den Münchnern praktisch Geschichte wäre.

Anfang Juni geht es nicht um irgendeinen Titel, sondern um die Champions League. Noch hat der FC Bayern die Chance auf den Pokal, im Halbfinale trifft die Mannschaft auf Real Madrid. Doch selbst wenn es dazu käme, selbst wenn die Bayern die Blamage in der Bundesliga und im DFB-Pokal mit dem Gewinn der Trophäe wettmachten, würde Tuchel die Münchner danach verlassen. Bereits im Februar hatte der Verein die Trennung vom 50-Jährigen im Sommer bekannt gegeben.

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Seitdem vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein neuer Name als neuer Bayern-Trainer gehandelt wird. Manche davon ernsthafter, manche weniger: Zuletzt brachte sich Felix Magath selbst ins Gespräch.

Inzwischen weiß man eher, wer es auf keinen Fall wird: Jürgen Klopp legt nach seiner Zeit beim FC Liverpool eine Pause ein, Xabi Alonso bleibt bei Meister Leverkusen, Julian Nagelsmann trainiert die DFB-Elf bis zur WM 2026. Wer wird es also? Das sind die verbliebenen Kandidaten für die Tuchel-Nachfolge.

Ralf Rangnick, Nationaltrainer von Österreich

»Wenn Sie flotte Sprüche hören wollen, müssen Sie nach München fahren. Wenn Sie flotten Fußball sehen wollen, sind Sie in Hoffenheim richtig«, sagte Ralf Rangnick im Jahr 2008. Damals hieß der ärgste Konkurrent der Bayern zumindest eine Halbserie lang noch Hoffenheim, und der damalige TSG-Trainer Rangnick und Bayern-Boss Uli Hoeneß waren so etwas wie die Streithähne der Liga.

Jetzt, 16 Jahre später, könnten sie zusammenfinden. Rangnick gilt als aussichtsreicher Kandidat für den Trainerposten. Ein Treffen zwischen dem neuen Bayern-Chef Max Eberl und dem 65-Jährigen soll es bereits gegeben haben, auch Hoeneß soll einem Engagement positiv gegenüberstehen, was in München nicht ganz unwichtig ist.

Rangnick hat in Hoffenheim und später bei RB Leipzig entscheidend mitgeholfen, damit sich diese Vereine in der Bundesliga etablieren konnten. Derzeit leistet er als österreichischer Nationaltrainer so gute Arbeit, dass das Nachbarland mit einem guten Gefühl zur EM nach Deutschland fahren kann. Sollte Rangnick tatsächlich in München landen, wäre dies allerdings auch ein Beleg dafür, dass es dem FC Bayern an Alternativen mangelt. Von 2021 bis 2022 trainierte Rangnick mit Manchester United erstmals einen echten Spitzenklub, sein Punkteschnitt von 1,45 Zählern pro Spiel war dürftig.

Und dann gibt es noch ein anderes Fragezeichen. Der FC Bayern steht vor der großen Aufgabe, seinen Kader in diesem Sommer umzubauen, auch um im nächsten Jahr das Champions-League-Finale in München erreichen zu können. Der Umbau soll in enger Abstimmung mit dem neuen Trainer erfolgen, wie Eberl bei seiner Vorstellung im März sagte. Ein Problem: Die EM-Teilnahme mit Österreich wird Rangnicks Zeit in den kommenden Monaten in Anspruch nehmen, möglicherweise steht er dem FC Bayern erst Mitte Juli wieder voll zur Verfügung. Diese Konstellation soll auch dazu geführt haben, dass sich Teile der Bayern-Führung gegen eine Rückholaktion von Deutschlands Nationaltrainer Julian Nagelsmann ausgesprochen haben sollen.

Unai Emery, Aston Villa

Ein Trainer beim FC Bayern, der kein Deutsch spricht? Das sei kein Problem, sagte Eberl kürzlich, wohl wissend, dass im heutigen Profifußball ohnehin fast jeder Englisch spricht. Und damit wären wir bei Unai Emery, gebürtiger Baske, ohne Deutschkenntnisse, derzeit in Diensten von Aston Villa.

Der 52-Jährige bringt viel internationale Erfahrung als Trainer mit, kennt Topteams, war unter anderem bei Paris Saint-Germain und dem FC Arsenal tätig. Zudem ist Emery ein Experte für internationale Wettbewerbe, er hat bereits viermal Europa League gewonnen.

In England ist er derzeit so erfolgreich, dass er mit Aston Villa auf dem vierten Tabellenplatz steht und damit unter anderem vor Newcastle United, Manchester United oder Tottenham. Gleichzeitig sorgt dieser Erfolg dafür, dass man Emery wohl nicht so einfach gehen lassen würde: Er soll seinen Vertrag gerade erst bis 2027 verlängert haben. Das könnte eine ähnlich hohe Ablöse zur Folge haben, die der FC Bayern einst für Julian Nagelsmann (angeblich 20 Millionen Euro) an RB Leipzig überweisen musste.

Und dann ist da noch die Frage, ob Emery den Premier-League-Klub überhaupt verlassen will. Er soll ein gutes Verhältnis zu den Klubbesitzern haben, die ihm auch in der Transferpolitik viel Spielraum lassen. Was in Münchnen gewiss anders wäre. Dort haben traditionell die Klubchefs das letzte Wort in Sachen Transfers. Was zuletzt auch Tuchel zu spüren bekam. Der nämlich hatte im Sommer einen neuen Stammspieler für das defensive Mittelfeld gefordert – ohne Erfolg.

Hansi Flick, vereinslos

Im Jahr 2020 gewann Hansi Flick mit dem FC Bayern das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League, ein gutes Jahr später überwarf er sich mit dem damaligen Sportdirektor Hasan Salihamidžić. Seither ist viel Zeit vergangen: Salihamidžić arbeitet nicht mehr für den FC Bayern, und Flick sucht nach seiner Zeit als DFB-Trainer einen neuen Job. Der Weg für eine Rückholaktion wäre also frei, bei Bayern-Fans ist er bis heute beliebt, allerdings hat Flicks Reputation nach dem WM-Vorrundenaus in Katar gelitten.

Zudem hatte Flick damals die besondere Situation, dass er von seinem Vorgänger Niko Kovač einen Kader übernommen hatte, der mit Superstars wie Robert Lewandowski, Thiago oder David Alaba deutlich unter seinen Möglichkeiten gespielt hatte. Ob Flick den notwendigen Umbruch beim FC Bayern ähnlich erfolgreich moderieren wird wie damals, ist völlig offen.

Lucien Favre, vereinslos

Favre genießt in Deutschland vielerorts einen exzellenten Ruf als Fachmann, da er viele Jahre erfolgreich bei Hertha BSC, Borussia Mönchengladbach und dem BVB gearbeitet hat. 2015 wurde er zum Trainer des Jahres in Deutschland gewählt. In Mönchengladbach arbeitete er einst auch mit dem heutigen Bayern-Chef Eberl zusammen, mit dem immer noch mächtigen Ex-Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge spielte Favre einst in der Schweiz zusammen – es gibt also eine Verbindung nach München.

Gleichzeitig gilt Favre als kompliziert, Entscheidungen sollen ihm schwerfallen, das Rampenlicht ist nicht sein Lieblingsplatz. Beim FC Bayern muss der Trainer aber auch Moderator sein, einer, der auch schwierige Themen anspricht. In dieser Rolle kann man sich Favre kaum vorstellen. Zumal der Schweizer letztmals als Coach des FC Zürich einen wichtigen Titel gewann, die heimische Meisterschaft. Das war im Sommer 2007.

Roberto De Zerbi, Brighton & Hove Albion

In der Premier League hat sich Roberto De Zerbi einen so guten Ruf erarbeitet, dass selbst Trainerkollegen wie Jürgen Klopp oder Pep Guardiola von der Arbeit des Italieners schwärmen. Beim Außenseiter Brighton & Hove Albion hat der 44-Jährige einen so spannenden und mutigen Angriffsstil entwickelt, dass andere Trainer zur Fortbildung zum Klub im Süden Englands reisen. St. Paulis-Erfolgscoach Fabian Hürzeler war auch schon Tribünengast.

Ein solch aufregender Trainer wie De Zerbi wird früher oder später bei einem Spitzenklub landen, die Frage ist nur, ob das schon in diesem Sommer der Fall sein wird. De Zerbi soll ein Kandidat in München sein, ihm werden aber nur Außenseiterchancen eingeräumt. Ihm fehlt die Erfahrung im Umgang mit Topspielern, seine Fähigkeiten als Moderator sind unerprobt, insofern wäre eine Verpflichtung ein Wagnis. Und Risiken möchte der FC Bayern derzeit nicht eingehen.

Zinédine Zidane, vereinslos

Ein Trainer, der kein Deutsch und angeblich auch kein Englisch spricht? Diese Konstellation soll es beim FC Bayern nicht geben, und so ist der ehemalige französische Weltfußballer Zinédine Zidane in München angeblich kein Thema. Laut Medienberichten soll er auch nicht an einem Job in München interessiert sein. Dabei wäre er ein spannender Kandidat: Mit Real Madrid gewann Zidane als Trainer dreimal die Champions League. Außerdem wird ihm eine Aura wie Xabi Alonso nachgesagt, der mit seiner großen Spielervergangenheit die heutigen Profis sofort für sich gewinnen kann.

Thomas Tuchel, FC Bayern

Wird der Nachfolger von Thomas Tuchel vielleicht doch Thomas Tuchel? Das ist die unwahrscheinlichste aller Optionen, die Bayern würden ihre eigene Entscheidung kassieren und die Klubbosse damit nicht unbedingt gut aussehen. Tuchel hat schon gesagt: »Ich habe eine Vereinbarung mit dem Verein, die ist kommuniziert und die steht.« Es gibt also sehr wahrscheinlich keinen Weg zurück.

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