EISHOCKEY: EIN MEISTERTITEL, DER ZWEI JAHRE IN DER MACHE WAR

Als die Eisbären Berlin im Vorjahr überraschend die Playoffs verpassten, hielten sie trotzdem an Trainer Serge Aubin fest. Der Lohn: die zehnte Meisterschaft der Vereinsgeschichte für den Rekordklub der Deutschen Eishockey Liga.

Ein Meistertitel, der zwei Jahre in der Mache war

Leo Pföderl musste erst einmal kurz in sich gehen. Und dann noch einmal nachhaken. "Das Ding da, oder was?", fragte der Stürmer der Eisbären Berlin den Interviewer und zeigte mit seiner Hand zur Seite. Dort war die Trophäe, die ihm soeben als wertvollstem Spieler der Finalserie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) überbracht worden war, doch die wollte Pföderl nicht für sich alleine in Anspruch nehmen. Die sei "sowieso ein Mannschaftsding", sagte er.

Am Freitagabend haben die Eisbären ihre Rekordsammlung in der DEL ausgebaut: Dank eines 2:0-Sieges bei den Fischtown Pinguins sicherten sie sich in Bremerhaven die zehnte Meisterschaft der Klubgeschichte und starteten in die Feierlichkeiten zum dritten Titel in den vergangenen vier Jahren. Ob man solch ein Team als Dynastie-Auswahl bezeichnen könne? "Von mir aus gern", sagte Pföderl mit den Schultern zuckend und lachend. Das Interview mit dem Klub-TV beendete der Stürmer, der in der Finalserie auf beeindruckende vier Treffer und sieben Torvorlagen gekommen war, in feinstem Bayerisch: "I mog nur no feiern jetzt."

Mit Aubin als Trainer haben die Eisbären noch keine Playoff-Serie verloren

Der Jubiläumstitel kam nach einem speziellen Jahr: Vergangene Saison hatten die Berliner als amtierender Meister völlig überraschend die Playoffs verpasst, waren phasenweise sogar in Abstiegsnot geraten. Sie hielten dennoch an Trainer Serge Aubin fest, der sie in den zwei Spielzeiten zuvor jeweils zur Meisterschaft geführt hatte. Diese Entscheidung machte sich bezahlt.

"Die Jungs haben es von Tag eins an sehr ernst genommen", sagte Aubin im Moment des Triumphs. Dieser Erfolg sei besonders, er fühle sich so an, "als ob er zwei Jahre lang in der Mache war". Aubin strickte mit dem Titel zugleich an seinem persönlichen Playoff-Mythos: Seit er im Sommer 2019 das Traineramt bei den Eisbären übernahm, haben die Berliner keine Playoff-Serie verloren.

Jake Hildebrand hat noch nicht die Titelroutine von Aubin, der Torhüter der Eisbären leistete aber gleich in seinem ersten Berliner Jahr einen großen Beitrag zum Erfolg. "Wenn wir Jake nicht gehabt hätten, würden wir nicht hier stehen", sagte Nationalspieler Jonas Müller über seinen Torhüter, der in den abschließenden und damit entscheidenden drei Finalspielen nur zweimal bezwungen worden war. "Mission accomplished", sagte Hildebrand nach seinem ersten Titel in der DEL - Mission erfüllt.

Dass diese Mission möglich sein würde, hatte sich schon früh in der Saison abgezeichnet. Nürnbergs erfahrener Trainer Tom Rowe hob schon nach dem sechsten Spieltag hervor, dass Berlin dieses Jahr als Mannschaft "so unglaublich hart" arbeite. Das, betonte er, sei der größte Unterschied zur vorangegangen Spielzeit. Platz eins in der Hauptrunde verpassten die Eisbären zwar am letzten Spieltag gegen Bremerhaven, doch in den Playoffs schalteten sie in den Nicht-zu-stoppen-Modus. Nach einer 1:7-Heimschlappe im ersten Viertelfinalspiel gegen die Adler Mannheim gewannen sie zwölf der folgenden 14 Playoff-Partien - und das mit Ansage.

"Ich habe nach Spiel eins gegen Mannheim gesagt, wir gewinnen in 15 oder 16 Spielen die Meisterschaft", verriet Jonas Müller, als er am Freitag mit der Goldmedaille um den Hals und einem Bier in der Hand auf dem Bremerhavener Eis stand. Am Ende waren es insgesamt 15 Spiele.

Die Berliner kompensieren auch den Ausfall eines Topstürmers

Sowohl gegen Mannheim als auch gegen Bremerhaven gewannen die Berliner vier Begegnungen nacheinander. Dabei hatte Marcel Noebels, einer ihrer Topstürmer, verletzungsbedingt die abschließenden drei Finalspiele verpasst. "Wir haben uns einfach gefunden", sagte Müller, der zusammen mit Kapitän Kai Wissmann einer der Leuchttürme der verlässlichen Eisbärendefensive war. Offensiv ragten neben Pföderl noch Ty Ronning, mit acht Treffern der erfolgreichste Torschütze der Playoffs, sowie Noebels (14 Scorerpunkte in zwölf Partien) heraus. "Im Finale hat es bei mir ganz gut geklappt, davor haben die anderen getroffen", lautete Pföderls finales Gutachten: "Wenn nicht alle dabei sind, gewinnst du auch nicht."

Beim Feiern waren dann sowieso alle dabei. Nach einer Nacht in Bremen wurde die Mannschaft am Samstagmittag von ihren Fans an der Arena am Berliner Ostbahnhof empfangen, die offizielle Meisterparty steigt am 1. Mai. Das alles passt gut in Pföderls Planungen. Am liebsten, sagte er noch in Bremerhaven, würde er jetzt "eine ganze Woche feiern".

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