FUßBALL AUF ROBINSON CRUSOE: EIN HISTORISCHES SPIEL AUF EINER EINSAMEN PAZIFIKINSEL

Die Pazifikinsel Robinson Crusoe nimmt erstmals am chilenischen Fußballpokal teil. Ein ehemaliger Nationaltrainer muss aus Fischern eine Mannschaft zusammenstellen, während dem Gegner eine lange Anreise bevorsteht.

Wenn Jorge Garcés seinen Blick über die einsame Pazifikinsel Robinson Crusoe schweifen lässt, gerät er ins Schwärmen. »Gott persönlich hat mich hierher bestellt, und ich danke ihm dafür«, sagt Chiles ehemaliger Nationaltrainer. Seit zwei Monaten lebt der 69-Jährige auf dem abgelegenen Eiland, um aus 1200 Einwohnern eine Fußballmannschaft zu formen. Denn am kommenden Samstag startet hier die Copa Chile, Chiles nationaler Pokalwettbewerb.

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Die kleine Vulkaninsel 670 Kilometer westlich des Festlands hat schon viel erlebt. Die Abenteuer ihres Namensgebers natürlich, dessen historisches Vorbild Alexander Selkirk, ein schottischer Seefahrer, hier vier Jahre lang in völliger Einsamkeit lebte. 2010 gab es einen verheerenden Tsunami, ein Jahr später einen Flugzeugabsturz, bei dem ein TV-Star ums Leben kam.

Und nun ein historisches Fußballspiel: Auf Einladung des Verbands darf Robinson Crusoe zusammen mit der unbewohnten Alejandro-Selkirk-Insel als »Archipielago Juan Fernandez« erstmals am Pokal teilnehmen. Auf dem Dorfplatz im Hauptort San Juan Bautista geht es gegen die Santiago Wanderers. Der dreimalige Meister muss 34 Stunden per Schiff anreisen – pro Strecke.

Anreise auf dem Marineschiff

Laut der Online-Plattform »BioBioChile« wird sich der Großteil der Mannschaft auf dem Marineschiff »Aquiles« befinden, das am Dienstagmorgen ablegt. Der technische Direktor und sieben Spieler sollen dagegen mit dem Flugzeug anreisen.

Landen können auf Robinson Crusoe nur Kleinstflugzeuge. Weil inklusive Verbandsvertretern und Journalisten aber 150 Personen vom Festland erwartet werden, übernimmt die chilenische Marine den Transport, Ankunft der Fregatte ist am Donnerstag. »Alle auf dem Archipel fiebern dem historischen Spiel entgegen«, sagt Garcés, der den Gegner aus Valparaiso 2001 zur bislang letzten Meisterschaft geführt hatte.

Erschwerte Vorbereitung

Nun bereitet er die Insulaner auf das erste Profispiel auf Robinson Crusoe vor. »Es gibt dort vier oder fünf Mannschaften, die eine lokale Meisterschaft spielen«, sagt der erfahrene Coach. »Sieben oder acht der Jungs sind sehr interessant. Leider gehen viele jeden Morgen um 5.00 Uhr fischen.« Eine der Haupteinnahmequellen der Insel sind die großen Langusten, die in den Restaurants auf dem Festland Höchstpreise erzielen.

Mittelstürmer Pedro Caldereni ist einer jener Spieler, die morgens Fischer und abends Fußballer sind. »Wir haben aber auch Beamte und Studenten in der Mannschaft. Es sind Amateure, die wie Profis arbeiten«, sagt Garcés, der sich auf Robinson Crusoe längst heimisch fühlt.

»Ich kenne Freunde, die sind hierhergekommen und wollten nicht mehr weg, weil es so schön ist«, sagt der Coach. Sein Vertrag endet am Samstag mit Schlusspfiff.

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