BUNDESLIGA - STREIT UM DIE TV-RECHTE ZWISCHEN DER DFL UND DAZN: SKY IS THE LIMIT

Der Wettstreit um die Vergabe der TV-Rechte ist eskaliert. DAZN wirft dem Ligaverband DFL vor, den Konkurrenten Sky zu begünstigen. Die Situation ist vertrackt, eine Lösung scheint nicht in Sicht.

Als ob DAZN derzeit nicht genug Ärger hätte: Am Dienstag hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen eine Sammelklage gegen den TV-Anbieter angekündigt. Weil er die Preise für sein Fußball-Angebot zuletzt mehrfach deutlich erhöht hat, sehen die Verbraucherschützer das gängige Maß überschritten und fordern per Sammelklage dazu auf, dass das Unternehmen seiner Kundschaft das vermeintlich zu viel bezahlte Geld zurückzuzahlen habe.

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Es ist nicht die einzige Baustelle, mit der DAZN aktuell zu kämpfen hat: Um die kommende Vergabe der TV-Rechte für die Fußball-Bundesliga ist der Streit in der Vorwoche eskaliert. DAZN fühlte sich von der Deutschen Fußball Liga DFL auf unzulässige Weise ausgebootet, hat das Bundeskartellamt eingeschaltet, das laufende Bieterverfahren wurde daraufhin vorerst ausgesetzt, Pulverdampf überall.

Freitagabend und Samstagnachmittag

Es geht um das sogenannte Rechtepaket B: das wichtigste und umfangreichste der von der DFL zu vergebenden insgesamt 15 TV-Optionen: die Möglichkeit, die Bundesliga-Begegnungen am Freitagabend und am Samstagnachmittag live zu übertragen, dazu kommen noch die Partien der Relegation. Um die Dimension klarzumachen: Das Gesamtpaket der TV-Rechte, die für die vier Jahre ab der Saison 2025/2026 gelten sollen, dürfte ungefähr eine Milliarde Euro umfassen, das Rechtepaket B macht davon allein fast ein Drittel aus, etwa 300 Millionen Euro.

Um die Ausstrahlung haben sich DAZN, bislang der übertragende Sender für den Freitag und die Sonntagspiele, und Sky, das momentan den Samstag ausstrahlt, beworben. DAZN behauptet, das mit Abstand lukrativste Angebot abgegeben zu haben. Dennoch soll sich die DFL dafür entschieden haben, erneut Sky den Zuschlag zu geben und argumentierte damit, DAZN habe eine geforderte Bankbürgschaft nicht vorlegen können. Das hat den Sender dermaßen aufgebracht, dass er einen Brandbrief ans Bundeskartellamt und ans DFL-Präsidium formulierte, in dem er sich heftig über die DFL beschwerte.

Verstoß gegen das Stillschweigen

Der Brief gelangte postwendend an die Öffentlichkeit, allein das ist schon extrem ungewöhnlich. Normalerweise gilt für die Dauer des 14-tägigen Vergabeverfahrens ein absolutes Stillschweigegebot. Die DFL wirft DAZN vor, dagegen verstoßen zu haben. Ohnehin enthalte der Brief unzutreffende und verkürzende Darstellungen, konterte die DFL-Geschäftsführung in einer Stellungnahme, die allen 36 Profiklubs zuging.

DAZN behauptet, die DFL habe verlangt, die Bankbürgschaft innerhalb von 24 Stunden vorlegen zu müssen, dies sei zeitlich nicht möglich gewesen. Mittlerweile habe man die Bürgschaft durch den Mutterkonzern Acces Industries des Erdöl- und Medienmagnaten Len Blavatnik erhalten und der DFL zukommen lassen, hieß es am Mittwoch.

DAZN wirft der DFL »Diskriminierung« zugunsten von Sky vor. Gleichzeitig wurden der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« Informationen zugespielt, nach denen der TV-Anbieter schon in der laufenden Vertragsperiode nicht immer pünktlich seine Raten überwiesen habe und die DFL für Außenstände habe aufkommen müssen. DAZN weist das zurück. Die Fronten sind verhärtet.

DFL ist zurückhaltend bei DAZN

Die Bundesliga hat in der Vergangenheit mehrfach unschöne Erfahrungen mit Anbietern gemacht, die vor dem Überbietungswettkampf um die Übertragungsrechte irgendwann in die Knie gegangen sind. Das fing mit dem Imperium des Leo Kirch an, das in sich zusammenbrach. Die Älteren werden sich auch noch an den Anbieter Arena erinnern, der wie ein Komet auf dem Markt auftauchte und ebenso rasch wieder verglühte. Eurosport gab 2019 den erhaltenen Zuschlag per Sublizenz an DAZN ab, die seitdem im Bundesligamarkt mitmischen.

Insofern könnte man die Zurückhaltung der DFL verstehen, wenn DAZN sich tatsächlich bereits schwergetan haben sollte, die jetzigen finanziellen Vertragsverpflichtungen jederzeit zu erfüllen. DAZN schreibt trotz aller Bemühungen nach wie vor keine schwarzen Zahlen in Deutschland, obwohl der Konzern die Kosten wiederholt an die Kundschaft weiterreichte und ein DAZN-Abo sukzessive immer teurer wurde. Nach 15 Euro in der Anfangszeit pro Monat ist man mittlerweile beim umfassendsten Angebot bei 44,99 Euro angekommen.

Andererseits ist die Lage beim Mitbewerber Sky ebenfalls angespannt. Er hat nach und nach Übertragungsrechte im europäischen Fußball eingebüßt. So ist die Champions League, früher einer der Trümpfe von Sky, mittlerweile bei DAZN und Amazon gelandet. Umso wichtiger ist es für Sky, die Kernübertragungen der Fußball-Bundesliga zu halten. Wenn auch noch das Rechtepaket B an die Konkurrenz wandern würde, hätte Sky kaum noch Chancen, Fußballfans zu sich zu locken.

Besser nur ein Anbieter oder mehrere?

Das alles macht die Lage auch für die DFL vertrackt. Das Bundeskartellamt hat für diese Vergabe-Range zwar die Möglichkeit eröffnet, dass ein Anbieter auch alle Rechtepakete für sich vereinigen kann. Dies war in den vergangenen zehn Jahren noch untersagt. Allerdings muss die DFL auch ein gewisses Interesse daran haben, mehrere Bieter im Rennen zu behalten. Wenn es nur einen ernsthaften Interessanten an den Liverechten gäbe, hätte derjenige eine gute Verhandlungsposition, den Preis zu drücken.

Eine zu große Zersplitterung des Spieltages an zwei oder noch mehr Anbieter wiederum kann auch nicht im Sinne der DFL-Vermarktung sein. Schon jetzt ist es schwer genug für das zahlende Publikum, den Überblick zu wahren, wann man bei wem was schauen kann. Wenn dagegen nur ein Anbieter die Bundesliga schwerpunktmäßig überträgt, lichtet das den Dschungel und holt eventuell Kunden zurück, die des Anbieter-Wirrwarrs überdrüssig sind. In den Vorjahren waren genau deswegen zahlreiche Kneipen und Gaststätten ausgestiegen und zeigten keinen Livefußball mehr. Es war einfach zu teuer und zu kompliziert geworden.

Sky ist der langjährige Partner der DFL, hier sind die Bindungen am engsten, über die Jahre sind gewisse Netzwerke entstanden. Man kann sich kaum vorstellen, dass der Ligaverband deswegen jetzt eine Rolle rückwärts macht, um noch einmal neu mit DAZN um das Paket B zu verhandeln – auch wenn die Bankbürgschaft jetzt vorliegen sollte. Das Nachreichen von Unterlagen habe »nach dem gemäß den Auktionsregeln erteilten Zuschlag über ein Rechtepaket keine Wirkung«, teilte die DFL am Mittwoch knapp, aber deutlich mit.

Auch ein Einschreiten des Kartellamts ist eher unwahrscheinlich: Die Behörde hat den Gang des Verfahrens im Vorfeld in enger Absprache mit der DFL begleitet, der Verband hat ausdrücklich einen Ermessensspielraum zugebilligt bekommen, nach dem er nicht nur die reine Höhe des Angebots zu berücksichtigen hat. Zumal man hört, das auch das Angebot, das Sky abgegeben habe, nicht deutlich unter dem liege, was man bisher kassiert.

DAZN bliebe der Gang vor ein Schiedsgericht, die Vergabe würde sich dann zeitlich noch einmal verzögern. Im Moment hätte das die DFL und die Klubs noch nicht über Gebühr zu beunruhigen, der Vertrag für die jetzt kommende Saison bleibt davon ohnehin unberührt. Sky, der Sender, der auch die Formel 1 überträgt, ist in der Pole Position.

2024-04-25T08:15:31Z dg43tfdfdgfd