WER TRäGT SCHULD? DR. MüLLER-WOHLFAHRT BEWERTET BAYERNS VERLETZUNGS-MISERE

Die Verletzungs-Misere der Bayern in der laufenden Saison ist besorgniserregend. Kingsley Coman und Serge Gnabry fehlten besonders lange, jedoch hatten auch Spieler wie Noussair Mazraoui, Raphael Guerreiro, Jamal Musiala oder Neuzugang Sacha Boey Probleme.

Hinzu kommt der Fall Leroy Sané, wo schlichtweg nicht ersichtlich ist, warum dieser wieder und wieder angeschlagen gebracht wurde, während Youngster Mathys Tel oder Neuzugang Bryan Zaragoza nur wenige Minuten erhielten.

Müller-Wohlfahrt spricht Tuchel von Schuld fei: "Er ist der Leidtragende"

Es ist jedoch definitiv nicht die erste Spielzeit, in der das der Fall ist, weshalb dies kritisch hinterfragt werden muss. Doch wer trägt eigentlich die Schuld an der Problematik? Laut Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ist es jedenfalls nicht Thomas Tuchel.

"Es ist nicht die Schuld des Trainers. Thomas Tuchel hat in Sachen Training und Belastungssteuerung einen sehr guten Ruf. Er ist der Leidtragende, immer wieder muss er die Mannschaft neu formieren", erklärte der frühere Mannschaftsarzt der Bayern im Interview mit der WELT. Zuvor hatte Didi Hamann den etwas rätselhaften Verdacht verkündet, dass die Bayern unter Tuchel womöglich zu wenig trainieren.

Ebenso wenig ist Müller-Wohlfahrt zufolge der Hybridrasen auf dem Trainingsgelände verantwortlich. "Ganz klares Nein. Ein solcher Rasen ist heute Standard", führte er aus. Zudem habe man schon zu Zeiten von Pep Guardiola "einen ähnlichen Rasen" gehabt, ohne dass damals eine Verletzungs-Misere aufgetreten ist.

Der Arzt ist auch nicht der Ansicht, dass die Verantwortlichen verletzte Spieler zu schnell wieder spielen lassen und zu ungeduldig seien. "Die Belastung war schon immer hoch und die Trainer brauchten die Spieler schon immer so schnell wie möglich", glaubt Müller-Wohlfahrt nicht daran, dass sich diesbezüglich etwas geändert habe.

Legen die Bayern zu wenig Wert auf Prävention?

Vielmehr vermutet er, dass in Sachen Prävention Nachholbedarf herrscht. Zwar könne er dies nicht im Einzelnen beurteilen, jedoch sei "Prävention ein ganz wichtiger Faktor" - diese scheine ihm "in einigen Vereinen nicht gründlich" zu sein.

"Zu meiner Zeit, unter Heynckes, Hitzfeld und van Gaal, waren Muskelverletzungen kein Thema", erinnert er, was als kleiner Seitenhieb gegen die aktuell verantwortlichen Mediziner gelten kann. "Die UEFA hat vor ein paar Jahren die Muskelklassifikation aus unserer Praxis zur Grundlage für wissenschaftliche Studien gemacht", führte er zudem aus.

Müller-Wohlfahrt sucht wie alle anderen auch "nach der Erklärung für die vielen Verletzten beim FC Bayern", hat aber auch keine Antwort parat. Demnach verrät er nur "das Ideal" aus seiner Bayern-Zeit. "Vor einem großen Monitor mit allen Daten und Informationen eines Spielers besprachen wir uns jeden Morgen vor dem Training. Ich gab den Trainern, Fitnesstrainern und Physiotherapeuten gegenüber meine Einschätzung ab", erklärte er. Zudem sei "über Trainingsinhalte" gesprochen worden, was "ideal" lief.

Inwiefern diese enge Verzahnung auch heute noch beim FC Bayern besteht, bleibt unklar. Müller-Wohlfahrt wollte sich auch nicht dazu äußern, ob die Münchner ihn bei der Lösungsfindung um Rat gefragt haben. Man kann zumindest das Gefühl bekommen, dass er nicht sonderlich gut auf die medizinische Abteilung der Bayern zu sprechen ist.

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Dieser Artikel wurde ursprünglich auf 90min.de als Wer trägt Schuld? Dr. Müller-Wohlfahrt bewertet Bayerns Verletzungs-Misere veröffentlicht.

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