MAZA: WUT-ANFALL VON DARDAI

Er ist einer der größten Hoffnungsträger bei Hertha BSC - und wurde gegen Hannover 96 (1:1) noch auf dem Platz vom eigenen Trainer zusammengefaltet. Ibrahim Maza stand am Freitagabend unfreiwillig im Blickpunkt.

Herthas Trainer tadelt den Youngster für dessen Defensivverhalten

Das Wut-Stakkato nahm beinahe kein Ende. Pal Dardai lief mit dem Halbzeitpfiff auf den Rasen des Berliner Olympiastadions und direkt auf Ibrahim Maza zu, der in Richtung Kabine unterwegs war. Dardai redete mit grimmiger Miene und wild gestikulierend auf den Youngster ein, der an der Seitenlinie wartende Florian Niederlechner konnte den aufgebrachten Chef nicht wirklich besänftigen. Es war das lautstarke Finale einer ersten Halbzeit, in der Maza nach dem Geschmack seines Trainers seinem Job nicht gewissenhaft genug nachgegangen war. "So ein defensives Verhalten geht nicht. Man kann nicht spazieren, wir sind nicht bei der U19", sagte Dardai nach dem Abpfiff bei Sky.

Tränen bei Maza

"Er hat es jetzt abbekommen und muss sein Leben lang den Gedanken drin haben, nicht in der Aktion stehen zu bleiben. Er muss mitmachen. Zweite Halbzeit hat er sehr diszipliniert gespielt." In der Pressekonferenz nach dem Spiel brachte Dardai von sich aus die Causa Maza zur Sprache. "Ich habe ihn richtig angepackt wegen seines defensiven Verhaltens. Ich bin kein Laptoptrainer. Wir haben es auf dem Laptop hundertmal gezeigt. Ich habe es damals genauso von Jürgen Röber abbekommen und es für mein Leben gelernt. Man verteidigt in der Aktion bis zum Ende und bleibt nicht stehen. Er muss davon lernen."

In der Halbzeitpause sollen beim deutschen U-19-Nationalspieler sogar Tränen geflossen sein. Als Maza zur zweiten Halbzeit wieder auf den Rasen kam, gab’s Trost von Mitspielern wie Linus Gechter und eine aufmunternde Geste von Athletiktrainer Henrik Kuchno. Als Maza nach 72 Minuten ausgewechselt wurde, bekam er von Dardai die Wange getätschelt und einen Klaps auf den Hinterkopf.

„Wir können keinen in Watte packen, der Trainer denkt sich was dabei. Da darf man auch ab und zu ein bisschen härter miteinander umgehen.“ (Fabian Reese über Dardais Wutanfall)

Führungsspieler wie Kapitän Toni Leistner und Fabian Reese wollten die Szene nicht überbewerten. "Der Trainer war mit der einen oder anderen Situation gerade in der Rückwärtsbewegung nicht zufrieden", sagte Leistner. "Das war der ausschlaggebende Punkt, warum der Trainer ausgerastet ist." Bleibende Folgen befürchtet er nicht: "Der Junge hat so viel Selbstvertrauen. Da nimmt er mal einen Schluck Wasser und schluckt das runter, dann geht es weiter. Ibo hat in der zweiten Halbzeit eine gute Reaktion gezeigt, indem er die eine oder andere Situation eins gegen eins gut aufgelöst hat."

Reese fand ähnliche Worte: "Grundsätzlich sind wir hier im Herrenfußball. Ich war auch mal ein jüngerer Spieler, da kriegt man ab und zu ein bisschen Fett weg", sagte der Flügelspieler. "Das macht einen stärker, da muss man durch. Ob es gerechtfertigt ist oder nicht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ab und zu muss man sich das mal anhören. Fakt ist: Wenn man vorn stehen bleibt und das zwei-, dreimal zu viel, das sehen die Trainer nicht ganz so gern. Und dann noch zwei-, dreimal wegrutschen und in Situationen unglücklich aussehen, das sind so Sachen, die bringen den Trainer in dem Moment zur Weißglut. Wir können keinen in Watte packen, der Trainer denkt sich was dabei. Da darf man auch ab und zu ein bisschen härter miteinander umgehen."

Reeses Lob für Maza

Auch Reese lobte Maza für die Reaktion im zweiten Durchgang: "Ibo hat sich einmal geschüttelt und direkt am Anfang der zweiten Halbzeit vier, fünf gute Aktionen gemacht. Die Jungen haben hier eine große Chance, relativ viele Spielminuten zu bekommen. Das ist einmalig. Von daher sollen sie sich den Arsch aufreißen und in der Offensive wie in der Defensive das Maximale geben."

Mit der Standpauke nicht bis zum geschützten Bereich der Kabine zu warten, sondern schon auf dem Rasen loszuledern, war Dardai unplugged. Maza, der vor einem Jahr trotz Angeboten aus der Bundesliga seinen Vertrag in Berlin bis 2026 verlängert hatte, hatte die Hinrunde dieser Saison wegen einer Meniskus-Verletzung verpasst. In der Rückrunde beweist er seinen Wert. Er soll in der neuen Saison ein zentraler Baustein des Hertha-Teams werden, das den Aufstieg anpeilt.

Allerdings gibt es für den Zehner erneut Interessenten aus der Bundesliga, auch ein englischer und ein italienischer Erstligist haben Herthas aktuell wohl größtes Talent auf dem Radar. In den vergangenen Wochen war der Youngster mit seiner Joker-Rolle nicht vollends happy. Gegen Hannover durfte er starten, legte eine äußerst unglückliche erste Halbzeit hin - und wurde vor aller Augen vom eigenen Chef zerlegt. Ob das seine Lust auf einen Verbleib fördert, wird sich zeigen.

2024-04-26T22:15:44Z dg43tfdfdgfd