LEGENDäRES BUNDESLIGA-TOR: "DA BLEIBT AUF EWIG NUR WUT"

Das Bremer Weserstadion erlebte einige geschichtsträchtige Momente und Weser-Wunder. Ganz vorn mit dabei: Diegos Treffer aus 60 Metern, der heute vor 17 Jahren fiel. Das „Opfer“ des Geniestreichs ist bis heute frustriert.

Wegen Szenen wie dieser genoss Diego Ribas da Cunha das Prädikat Publikumsliebling.

Der Brasilianer, kurz Diego genannt, bestach von 2006 bis 2009 bei Werder Bremen durch seine Raffinesse, Technik und Kreativität. Am 20. April 2007 - heute vor 17 Jahren - schoss er sein denkwürdigstes Tor. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Diegos Tor des Jahres 2007

Der Treffer im Heimspiel gegen Bundesliga-Aufsteiger Alemannia Aachen - später zum Tor des Jahres 2007 gekürt - war zwar nicht typisch brasilianisch, kein Hackentrick, kein Solotanz und auch kein Fallrückzieher. Aber eben doch ein Traumtor, das nur Fußball-Genies erzielen können.

„Den Versuch starten viele, aber nicht jeder hat die Power und das Gefühl zu treffen. Ein Weltklasse-Tor“, sagte der heutige Werder-Geschäftsführer und damalige Kapitän Frank Baumann, angetan von dem Geniestreich seines Mitspielers den Reportern.

Was genau aber geschah an jenem Freitagabend im Frühling 2007 um genau 22.20 Uhr unter Flutlicht im Weserstadion?

60-Meter-Tor: „Da bleibt auf ewig einfach nur Wut“

Es läuft bereits die Nachspielzeit, der von Thomas Schaaf trainierte Tabellenführer Werder führt nur 2:1 gegen das Kellerkind, das sich noch einen Freistoß etwa zehn Meter hinter der Mittellinie erstreitet. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Torwart Kristian Nicht erzählt später: „Ich habe kurz zu unserem Trainer geguckt und bin dann mit vor in den Strafraum, um zumindest für ein bisschen Verwirrung zu sorgen.“ Das glückt ihm nicht, Clemens Fritz köpft den Ball aus der Gefahrenzone.

Diego, damals 22, schnappt ihn sich und scheint kurz zu überlegen, was zu tun ist. Dann erfasst er die Situation, er ist der vorderste Mann, das Tor ist frei. Bloß verdammt weit weg, er steht noch in der eigenen Hälfte. Die später in Auftrag gegebenen Messungen schwanken zwischen 62,60 Meter und 63,14 Meter.

Trotzdem, er versucht es und zieht ab, ehe ihn die ersten Alemannen erreichen. In hohem Bogen fliegt der Ball vor den Aachener Kasten, den Verteidiger Daniel Lehmann noch vor Nicht zu erreichen versucht.

Unsicher blickt Lehmann sich um, da überfliegt ihn die Kugel auch schon. Im Fünfmeterraum setzt sie auf, springt an die Lattenunterkante und von dort ins Tor. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Der aus Jena stammende Nicht, der vergeblich „in 100-Meter-Weltrekordzeit“ zurückgeeilt sein will, sackt entgeistert zu Boden. „Das war natürlich eine Katastrophe. Diese Bilder werde ich nie genießen können, da bleibt auf ewig einfach nur Wut“, sagte der heute 42-Jährige später.

Diego hörte 2022 auf

Das Weserstadion rast, so ein Tor haben die 40.300 noch nie gesehen und TV-Reporter Oliver Forster wird mit seinem spontanen Ausruf „Tor des Jahres“ Recht bekommen. Zum damaligen Zeitpunkt hatte in der Bundesliga nur einer je aus weiterer Entfernung getroffen: der damalige Werder-Manager Klaus Allofs 1986 für Köln gegen Leverkusen (70 Meter). Später toppten ihn Frankfurts Georgios Tzavellas (2011 gegen Schalke, 73 Meter) und Paderborns Moritz Stoppelkamp (2014 gegen Hannover (83 Meter).

Für Diego, der in der Bundesliga 57 Mal für Bremen und den VfL Wolfsburg traf, war und blieb sein Kunstschuss dennoch ein unvergesslicher Meilenstein: „Dieses Tor war das beste meiner Karriere. Von der Schönheit und der Schwierigkeit her.“

Diego, mittlerweile 39 Jahre alt, war noch bis Ende 2022 als Fußballer aktiv, bei Juventus Turin, Atlético Madrid und Fenerbahce und zuletzt bei Flamengo Rio de Janeiro. Dass er heute vor 17 Jahren das Tor seines Lebens geschossen hat: An dieser Einschätzung hat sich bis heute nichts geändert.

2024-04-20T08:45:20Z dg43tfdfdgfd