HSV: SCHONLAUS SELBSTANKLAGE

Die erste Trainingswoche seit dem 0:1 gegen Kiel, dem fast sicheren Ende aller Hamburger Aufstiegsträume, ist zwei Tage alt. Und Sebastian Schonlau gewährt tiefe Einblicke in das Innenleben einer Mannschaft, die ihr Ziel früh wie nie aus den Augen verloren hat.

Klartext vom Kapitän: "Keiner von uns kann erzählen, dass er eine überragende Saison gespielt hat"

"Dass es keine leichte Woche ist", sagt der HSV-Kapitän offen, "ist doch klar, und das war auch am ersten Tag zu spüren. Wir haben daran zu knabbern, und es ist auch völlig normal, dass es schlechte Momente im Training gibt." Das aller Voraussicht nach letzte große Ziel des einstigen Top-Favoriten in dieser Spielzeit ist es, weitere schlechte Momente zu vermeiden.

"Es ist unsere Aufgabe, uns hochzufahren und zu zeigen, dass wir nicht aufgeben. Wir müssen damit umgehen können, es ist ja kein Hobby. Wir brauchen jetzt keine Pläne machen und über Chancen nachdenken, wir müssen Spiele gewinnen, im Hier und Jetzt bleiben und im Training einen gewissen Spaß entwickeln, um ein gutes Spiel machen zu können."

Kapitän nimmt seinen Trainer aus der Schusslinie

Während in den Vereinsgremien die Zukunftsfragen erörtert werden, macht sich Schonlau Gedanken über die Gründe für Platz 4 und macht die Ausweglosigkeit im Aufstiegskampf keineswegs am Trainerwechsel fest: "Definitiv hat die Mannschaft Aktien an der Situation. Jeder Einzelne hat seine Verantwortung, das hat wenig mit Steffen Baumgart zu tun. Das war auch schon zuvor der Fall. Wir haben leider Gottes dafür gesorgt, dass Tim Walter gehen musste, genauso liegt es in unserer Verantwortung, dass es ergebnistechnisch jetzt nicht gut läuft."

Schonlaus Ansatz ist Selbstreflexion: "Jeder muss sich hinterfragen. Keiner von uns kann mehr erzählen, dass er eine überragende Saison gespielt hat." Einzig den auch am Mittwoch im Training fehlenden Topscorer Laszlo Benes schließt der frühere Paderborner aus: "Laci hat rein von der Statistik her sehr gut performt." Und dennoch: "Grund zu hinterfragen haben sich alle."

Dass die Spielidee von Baumgart eine andere als die von Walter ist und womöglich einer längeren gemeinsamen Vorbereitung bedurft hätte, will Schonlau nicht als Argument ins Feld führen. "Ich glaube nicht, dass die Ideen zu unterschiedlich sind, es wurde nicht dramatisch viel verändert. Es wurden ein paar Dinge angepasst, wir bauen häufiger mit einer Dreierkette auf, aber das ist kein Grund."

„Wir hatten, abgesehen vom Saisonstart, in der gesamten Runde nie Konstanz.“ (Sebastian Schonlau über die enttäuschende HSV-Saison)

Schonlau sieht Gründe, die sich, unabhängig von der Trainerfrage, wie ein roter Faden durch die Saison gezogen haben. "Wir hatten, abgesehen vom Saisonstart, in der gesamten Runde nie Konstanz, hatten sechs Platzverweise und damit zu viele Spiele in Unterzahl, haben oft Rückstände aufgeholt und die Spiele dann doch verloren." Die Folge: "Dass wir gerade nicht vor Selbstvertrauen strotzen, ist klar, eine gewisse Verunsicherung ist zu spüren."

Am kommenden Samstag in Braunschweig, im Spiel 1 nach Kiel, sollen Verunsicherung und Enttäuschung nach Möglichkeit, nicht nachwirken. "Es ist unser Job, Spiele zu gewinnen. Wir sind gefordert."

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