DRAMA GEGEN REAL - IN TUCHELS LETZTEM GROßEN BAYERN-SPIEL VERFESTIGT SICH SEINE DAUER-KRITIK

Der FC Bayern verpasst in der Champions League das Finale gegen Borussia Dortmund und scheitert an Real Madrid. In dem wohl letzten großen Spiel von Trainer Thomas Tuchel für die Münchner bestätigt sich dabei seine Dauer-Kritik am Kader.

Es war so knapp. Thomas Tuchel stand so kurz davor, den Verein mit einem großen Finale zu verlassen. Endspiel in der Königsklasse, Wembley, wie schon 2013 wieder gegen Borussia Dortmund. Es hätte so ein glorreicher Abschied werden können… Doch der FC Bayern scheitert und fliegt im Halbfinale gegen Real Madrid raus.

Somit bleibt das Rückspiel im Bernabeu Tuchels letztes großes Spiel an der Seitenlinie der Münchner. Bis zur 88. Minute führte der deutsche Rekordmeister, dann nahm das Drama seinen Lauf.

Tuchels Dauer-Kritik an Kaderplanung manifestiert sich

Besonders in den Schlussminuten - eigentlich aber schon das gesamte Duell mit Real Madrid - manifestiert sich bei den Bayern eine Kritik, die Tuchel seit seinem Amtsantritt im März 2023 tätigt. Der Kader ist zu dünn und es fehlt besonders in der Breite an Qualität.

Schon vor der Partie war klar, dass in Raphael Guerreiro ein wertvoller Spieler für Tuchels Erfolgstaktik der letzten Woche fehlen wird. Auch Aleksandar Pavlovic, Leroy Sané, Harry Kane, Matthijs de Ligt, Serge Gnabry und Jamal Musiala gingen angeschlagen, mit leichten Wehwehchen oder gerade erst frisch von einer Verletzung erholt ins so wichtige Rückspiel.

Gnabrys Comeback in der Königsklasse war aber nur von kurzer Dauer, der Nationalspieler musste nach nicht einmal einer halben Stunde wieder verletzt vom Feld. „Es ist wieder die gleiche Verletzung, wieder der hintere Oberschenkel. Ich glaube, das dauert schon eine Weile“, sagte Tuchel anschließend resigniert bei Dazn. Gerade erst hatte Gnabry nach einer Oberschenkelblessur zurück zu alter Form gefunden, jetzt droht ihm mit derselben Verletzung sogar das EM-Aus.

„Zu viele Verletzte, zu viele Wechsel“

Der frühe Wechsel stört Tuchel. „Es waren ein bisschen zu viele Verletzte, ein bisschen zu viele Wechsel“, monierte er. So nahm der Bayern-Coach auch Harry Kane, Leroy Sané und Jamal Musiala vorzeitig vom Feld. Beim wackeligen Stand von 1:0. Dafür gab es von Experten starke Kritik.

„Du darfst Harry Kane nicht auswechseln. Es ist eine der größten Auswechslungen, die ich jemals im Fußball gesehen habe auf solch einem Niveau“, kritisierte etwa der frühere Bayern-Profi Owen Hargreaves beim englischen Sender TNT Sports. „Einen Kerl“ mit 44 Saisontoren wechsle man nicht aus. Hargreaves kannte da Tuchels Beweggründe nicht.

„Die vorderen vier Jungs konnten am Ende einfach nicht mehr“, erklärte Tuchel. Kane habe bereits mit Rückenschmerzen gespielt, „ging nicht mehr“, hieß es dann kurz vor Schluss.

Die Herausnahme von Musiala, Kane und auch Leroy Sané (76.) macht sich auf dem Feld bemerkbar. Für den Flügelspieler kam bereits zuvor der Verteidiger Minjae Kim. 

Als Real innerhalb weniger Minuten die Partie dreht, muss die zweite Bayern-Reihe ohne die nötige Offensivstärke noch das Wunder schaffen. Eric-Maxim Choupo-Moting ist bei allen Verdiensten für den Verein kein Vergleich zu seinem englischen Pendant und auch Thomas Müller fehlt im Vergleich zu Musiala oder Sané die Spritzigkeit.

Letzter Bayern-Angriff ist bezeichnend

Dass bei der letzten Szene des Spiels, der vermeintlichen Abseitsstellung und dem fatalen Pfiff von Schiedsrichter Szymon Marciniak, die Verteidiger Noussair Mazraoui und de Ligt neben Müller im gegnerischen Strafraum unterwegs sind, und eben keine gelernten Angreifer, ist bezeichnend für die Bayern-Saison.

Es sollte den Verantwortlichen eine brutale Lehre für die kommende Spielzeit sein. Die Personalprobleme und permanenten Ausfällen begleiten die Bayern durch die gesamte titellose Saison. „Wir sind nur am Reagieren und nie am Agieren“, klagte Tuchel.

Der Kader benötigt auch abseits der ersten Elf und der ersten zwei, drei nominellen Einwechselspieler die nötige Qualität für die ganz großen Fußball-Abende. Real-Trainer Carlo Ancelotti konnte auf der Gegenseite in Joselu den späten Doppeltorschützen und neuen madrilenischen Helden einwechseln. q.e.d.

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